Leider kann ich auf der Wahlversammlung nicht anwesend sein, danke aber Wolfram, dass er meine Gedanken zu Direktmandaten im Odenwald im Speziellen und Abgeordnetenmandaten im Allgemeinen bereit ist vorzutragen.
Braucht der Odenwaldkreis einen Grünen Direktkandidaten?
In den Nuller- und Zehnerjahren habe ich im Kreisvorstand immer wieder angetestet, ob es denn eine Mehrheit dafür gebe ohne Direktkandidaten in Landtags bzw. Bundestagswahlen zu gehen. Ich musste erkennen, dass dies nicht mehrheitsfähig war, auch wenn ich immer noch der Überzeugung bin, dass die SPD uns im Kreis dafür viel entgegengekommen wäre, wenn wir auf eigene Kandidaturen verzichtet oder gar zur Erststimme eine Wahlempfehlung veröffentlicht hätten.
Da wir doch immer jemanden aufstellten, danke ich insbesondere Elisabeth Bühler-Kowarsch, dass sie, ohne Aussicht ein Mandat zu erringen, des Öfteren ihren Kopf hinhielt, als sich niemand für Kandidaturen interessierte.
Seitdem landes- und bundesweit in Umfragen die SPD überholt wurde sehe ich dies ein wenig anders. Auch wenn man wohl im Odenwald so schnell kein Direktmandat erringen wird, sollte man den Führungsanspruch gelten machen. Aber nur, wenn man dafür auch einen Menschen findet, der ein überzeugender Kandidat ist. Um mit Christian Lindner zu sprechen, lieber kein Kandidat als ein nicht überzeugender Kandidat.
Wenn man nun zu dem Schluss kommt jemanden aufzustellen, dann möchte ich wissen, wie dieser Jemand gedenkt sein Mandat zu nutzen, sollte Mensch Eines gewinnen.
Wie nutzt man sein Mandat?
Es gibt so viele Talente die zum Gelingen von Politik beitragen können, wenn sie die Möglichkeit bekommen diese hauptamtlich zu nutzen.
Es gibt Menschen, die herausragend vernetzten und Mehrheiten finden können, wie zum Beispiel Omid Nouripour.
Andere großartige Menschen können Themen bearbeiten und verbreiten. Solche „Textarbeit“ übernahm im Europaparlament zum Beispiel Sven Giegold.
Wieder andere sind unglaublich starke Verkäufer und Rhetoriker, wie Robert Habeck oder Tarek Al-Wazir.
Auch authentisch glaubwürdige Menschen, die für ihre Themen einstehen und in Milieus Stimmen erringen können wie Hans-Christian Ströbele oder Claudia Roth sind unabdingbar.
Klar ist, dass niemand mit dem Mandat die Welt verändern kann und in viele erklärbare Zwänge eingebunden wird.
Unnötig finde ich jedoch Politiker, die nur als „Stimmvieh“ einfach alles abnicken und Pressemitteilungen der Regierung versenden, oder noch schlimmer nur zum eigenen Vorteil ihr Mandat wahrnehmen. Es ist kein normaler Job, es ist sich 24/7 für die Sache einsetzen und zu streiten. Das ist viel Arbeit, es ist anstrengend, aber dafür wird auch bezahlt, was man vorher neben einer bezahlten Arbeit erledigen musste.
Hier im Odenwald kommt noch eine weitere Komponente hinzu. Denn hier ist man im Fall der Fälle der einzige hauptamtliche Politiker. Anders als in Städten wie Frankfurt, Wiesbaden oder Darmstadt sind hier nur Ehrenamtliche unterwegs, die lächerliche Sitzungsgelder und keine großen Aufwandsentschädigungen bekommen. Der Arbeitsaufwand ist jedoch vergleichbar, so dass im Stress oft Missstimmungen auftreten. Unter diesen Überzeugungstätern muss vermittelt werden. Auch wenn man mit dem Mandat die gesamte Bevölkerung vertritt erwarte ich von einem Odenwälder Grünen Abgeordneten deshalb auch integrierend zwischen Kreisvorstand, Kreistagsfraktion sowie Ortsverbänden zu wirken und wirken zu können.
Deshalb meine Frage an alle später Kandidierenden:
Wie gedenkst Du Deinen Traum vom Landtagsmandat zu nutzen?
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Demonstrieren gegen die AfD!?
Eine Wahlveranstaltung der AfD in Erbach am 26. September wurde von einer Gegendemonstration begleitet. Wenn man die AfD nicht für eine Alternative hält, halte ich diese Gegendemonstrationen allerdings für kontraproduktiv,…
Weiterlesen »
Phantasieprojekte Erbach Südstadt – Hotel & zweites Krankenhaus als Luftschloss
Wie schon so oft im Odenwald besteht für mich der Verdacht, dass man windigen Hochstaplern auf den Leim geht.Ich fand es schon falsch, dass die Stadt Erbach ein Möbelhaus erwarb…
Weiterlesen »
Hartz 4 war als Kind schon…
Wenn es in den kommenden Wochen in Sondierungsverhandlungen und Koalitionsverhandlungen geht, darf ein Thema nicht zu kurz kommen: Die soziale Spaltung der Gesellschaft, ein Thema welches im Wahlkampf in der…
Weiterlesen »