Zur Problematik Promotion und Doktorgrad

Es steht mir fern Frau Giffey zum Rücktritt aufzufordern oder zu beurteilen, ob die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit und deren Erkenntnisse eine Promotion rechtfertigen und ob Quellen in ihrer Arbeit korrekt angegeben wurden. Dazu äußern sich schon zu viele Menschen die nicht in diesem Thema, nicht im betroffenen Fach, unterwegs sind.

MOTIVATION

Ich bin der Meinung, dass die Motivation für das Schreiben einer Dissertation aus einer Begeisterung für die Wissenschaft & Forschung und nicht aus Begeisterung für den akademischen Grad entstehen sollte.

Hier wird vermehrt leider der Eindruck vermittelt, dass der akademischen Grad in erster Linie für den Eintrag in Personaldokumente angestrebt wird. Deshalb fordere ich, dass diese Eintragungsmöglichkeit für Türschild- und Visitenkartendoktoren abgeschafft wird. So würden ggf. viele Dissertationen erst gar nicht geschrieben. Andere akademische Grade, wie Bachelor, Master oder Diplom werden hier genauso wenig geführt wie der Meisterbrief im Handwerk.

Im Spezialfall der Mediziner, welche umgangssprachlich nur Doktor genannt werden, sollte man wie in anderen Ländern nach Abschluss des Studiums einen M.D. verleihen. Wenn hier jemand das Interesse an der Forschung hat, so steht es ihm frei noch einen weiteren akademischen Grad anzustreben.

ABHÄNGIGKEITEN

Da die Finanzierung der Wissenschaft in großer Abhängigkeit von Drittmitteln ist und wenig feste Arbeitsstellen bieten kann benötigt man günstige Forscher. Hier kommen die Promotionsstudenten ins Spiel.

Denn um die Forschungsgelder zu bekommen wird von Forschenden erwartet, dass sie viel und in vielzitierten Journalen publizieren. So soll Wissenschaft messbar werden. Gleichzeitig sollen sie ihre Studierenden betreuen und fördern; und auch diese Anzahl von Bereuten kann man sich im Lebenslauf vermerken. Da diese Kennzahlen wiederum entscheidend für Fördermittel sind ist es erstrebenswert mit vielen Studierenden viel zu publizieren und möglichst viele Promovierende zu einem Abschluss zu bringen.

Das eine Doktorarbeit scheitert, wenn nichts Neues dabei herausgekommen ist oder den Qualitätsstandards nicht entspricht ist somit unwahrscheinlich, auch weil Zweitgutachter und Prüfungskommissionsmitglieder im selben System gefangen sind.

Das könnte auch der Grund sein, warum sich die FU Berlin dazu hinreißen ließ, bei der Überprüfung von Giffeys Dissertation eine „Rüge“ zu erteilen anstatt festzulegen ob es nun den wissenschaftlichen Standards entspricht oder nicht. Zu viele Menschen sind vom Wohlwollen der anderen Beteiligten abhängig.

Deshalb müssen Lehrstühle wieder so ausgestattet werden, dass auch ohne das Einwerben von Drittmitteln (Welche ja zum Großteil auch aus staatlichen Quellen stammen) Personal und Ausstattung finanziert wird, so dass gut Forschung und Betreuung nachhaltig gewährleistet werden kann.

Nichtmessbare Vorteile

In einer aufgeklärten Welt sollten einem keine Vorteile außerhalb seines Faches entstehen, wenn man den Doktorgrad führen darf. Anscheinend ist dies aber, für mich unverständlich, ebenso wie auch bei Adelstiteln der Fall. Wenn nun eine Person sich mit einer geschluderten Promotion einen Vorteil erschleicht, wie könnte dieser wieder kompensiert werden?

Oder verhält es sich hier wie mit nachträglich als Dopern aufgeflogenen Olympiasiegern?

Hier bekommt der Unterlegene dann Jahre später die Medaille geschickt, von der er sich nichts kaufen kann. Die Einnahmen über Werbeverträge und die emotionale Siegerehrung hatte der Betrüger. Wir müssen verhindern, dass der Ehrliche der Dumme bleibt.

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