Wie schon so oft im Odenwald besteht für mich der Verdacht, dass man windigen Hochstaplern auf den Leim geht.
Ich fand es schon falsch, dass die Stadt Erbach ein Möbelhaus erwarb und hier ihr Vorkaufsrecht nutzte Schon hier stellte sich mir die Frage, ob das andere Angebot nicht einfach als Strohmann platziert wurde um der Stadt das Geld abzuknöpfen. Mangels Zeit & Motivation ging ich diesem Verdacht nicht weiter nach.
Jetzt das ganze wieder zu veräußern, obendrein noch mit Verlust, an einen Investor der ganz große Pläne hat setzt den ganzen Grundstückshandel in die Kategorie Schildbürgerstreich.
Stellen Sie sich vor, ein Investor käme nach Erbach, stellt sein Projekt vor und will den TSV Günterfürst innerhalb kürzester Zeit zu einem Bundesligaverein umbauen. Hierfür würde der Investor eine Menge Geld in die Hand nehmen. Nun benötige er aber noch das Baurecht für Trainingsplätze, den Bau eines Stadions der Infrastruktur um das Stadium ein Nachwuchsleistungszentrum etc. etc. Würde die Stadtverordnetenversammlung diesen Wünschen nachkommen?
Sollte man diesem Investor trauen?
Wohl weniger, auch wenn es so verlockend klingt bei den ganz Großen mitzuspielen.
Bei solchen, bezüglich des Fußballvereins im Beispiel überzogenen, Versprechungen müsste man hellhörig werden im Odenwaldkreis und in Erbach, denn es hat schon eine gewisse Tradition Luftschlösser zu verfolgen. Ich kann mich erinnern, dass Ende der neunziger Jahre im Würzberg mal ein europäisches Film und Fernsehen Zentrum geplant werden sollte [1].
Etwas kleiner war das Drama in Erbach um einen OBI-Baumarkt, zu dem sogar eine Volksabstimmung gab und das daraus entstandene Gewerbegebiet mittlerweile besteht, ganz ohne OBI [2].
Besonders in Erinnerung bleibt auch das Projekt „Aiora“, welches in Haisterbach ein Luxusferienressort entstehen lassen wollte. Dagegen hätte sich der Ärger der Anwohner eine Bürgerinitiative gegründet, von Seiten der Grünen Partei und der Grünen-Fraktion gab es eine Menge vor Ort Termine meine Annahme, dass selbst ernannten Projektentwickler niemals einen Investor für das Wahnsinnsprojekt finden würden, die ihnen dieses Projekt umsetzen hätten, wurde am Ende bestätigt. Es verlief sich im Sand, da sich kein Investor fand, aber über lange Zeit wurde von Befürwortern und Gegnern ein Riesenaufwand betrieben und viele Menschen investierten Zeit für diese Luftnummer [3].

Auch der Wunsch nach einem Hotel in Erbach wurde neues nach dem Umzug und Leerstand, die Stadt beauftragte Gutachten, des ehemaligen Elfenbeinmuseums schon mal vorgefühlt und man fand keinen Investor.
Nun kaufte man das ehemalige Möbelhaus Schmidt, und darin sehe ich den initialen Fehler, weil ich es für die Stadtentwicklung nicht notwendig erachtete das Möbelhaus ohne konkreten Plan zu erwerben. Nun entsteht ein Folgefehler, dass man dieses Grundstück mit Verlust weiterverkaufen möchte.
Möglicherweise, das halte ich gegebenenfalls auch für realistisch, wird an diesem Standort vom Investor einen Hotel errichtet. Bei der momentanen Lage des Gastgewerbes, insbesondere in/nach der Pandemie erscheint das zwar nicht einfach, aber möglich. Die weiteren Pläne, die für mich einen ein weiteres Kreiskrankenhaus oder fast eine Uniklinik darstellen, die in der näheren Umgebung Ärztezentren etc. aufbauen zu wollen klingt wieder sehr nach Fernsehzentrum und Wellnessresort – einfach unrealistisch. Deshalb sollte man Projekt kritisch betrachten und nicht einfach sagen: „Ja, jetzt haben wir dieses Grundstück schon, jetzt verkaufen wir es ihm mit Verlust und dann steht hier später etwas Schönes“, das halte hielte ich für naiv. Denn, Stadtentwicklung geht auch ohne solch kostspielige Flickschusterei, vor allen Dingen wenn man nicht immer die gleichen Fehler begeht.
[1] https://www.odenwald-geschichten.de/odenwald_landrat_schnur_balzer_effz.htm#start
[2] Bürgerentscheid, 20.01.2002, „Soll der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 16. August 2001, eine Abweichung vom Regionalplan zu beantragen, aufgehoben werden, in dessen Folge im Gewerbegebiet Alter Graben II ein Heimwerkermarkt mit Gartencenter und ein Verbrauchermarkt angesiedelt werden können?“
[3] http://schellenberger21.de/2022/08/24/pressemitteilungen-der-gruenen-odenwald-zum-projekt-aiora-aus-den-jahren-2008-2009/
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